Glycin

Glycin ist vielseitig einsetzbar, unter anderem als Süßungsmittel / Geschmacksverstärker oder als Bestandteil von Nahrungsergänzungsmitteln und Proteingetränken.

Chemische Formel
C2H5NO2
CAS-Nummer
56-40-6

Merkmale

Molares Gewicht
75.067 g/mol
Schmelzpunkt
233 °C
Flammpunkt
176.67 °C
Dichte
1.61 g/cc
Formulare
Kristalle, Pulver, Weiß, Kristallin, Fest

Verwendungszwecke und Anwendungen

Wichtige Anwendungen

  • Lebensmittelzusatzstoff
  • Nahrungsergänzungsmittel
  • Aromastoff
  • Landwirtschaftlich
  • Pharmazeutika
  • Körperpflege
  • Tiernahrung
  • Seifen und Waschmittel
  • Schönheitsprodukte

Branchen

Allgemeine Informationen

Glycin ist die kleinste und einfachste Aminosäure. Es handelt sich um eine proteinogene Aminosäure. Das bedeutet, dass sie in Lebewesen als wichtiger Baustein für Proteine genutzt wird und sehr relevant für den Stoffwechsel ist. Glycin ist besonders häufig Bestandteil des Proteins Kollagen. Zudem wird die Aminosäure unter anderem zur Synthese von DNA-Bestandteilen, Häm (Sauerstoffbindung im Blut) und Kreatin (Energiespeicher in Muskeln) genutzt. Als Neurotransmitter im Gehirn spielt Glycin im Nervensystem ebenfalls eine herausragende Rolle.
Die Aminosäure wird in großen Teilen über die Nahrung aufgenommen, kann jedoch vom menschlichen Organismus selbst synthetisiert werden.
Glycin ist nicht nur Bestandteil des Körpers, der Stoff wurde zudem 2004 mit der Raumsonde Stardust gesammelt und 2009 erstmals in Partikelproben aus der Koma eines Kometen nachgewiesen.
Chemisch wird Glycin aus Monochloressigsäure und Ammoniak hergestellt. Eine weitere Möglichkeit, Glycin herzustellen, ist die sogenannte "Strecker-Synthese": Bei der Reaktion von Formaldehyd, Cyanwasserstoff und Ammoniak entsteht Aminonitril, das bei der Hydrolyse wiederum Glycin produziert.

Eigenschaften von Glycin

Glycin ist ein farb- und geruchloser, kristalliner Feststoff. Die Substanz gehört zur Gruppe der hydrophilen Aminosäuren, sie reagiert also mit Wasser und ist darin gut löslich. In Alkohol hingegen löst sich Glycin schlecht. Die Aminosäure zersetzt sich ab 290 °C.
Der Name Glycin leitet sich vom griechischen Ausdruck für den deutschen Begriff „süß“ ab und beschreibt den Geschmack des Stoffes.
Glycin gehört – wie alle Aminosäuren – zu den Ampholyten: Es reagiert sowohl als Säure als auch als Base, kann also Protonen abgeben oder aufnehmen. Das Proton der COOH-Gruppe hat die Fähigkeit, an das Stickstoff-Atom der Aminogruppe zu wandern, so dass ein sogenanntes "Zwitter-Ion" entsteht.

Glycin in der Lebensmittelindustrie

Glycin ist ein weit verbreiteter Zusatzstoff in Lebensmitteln, es dient als Geschmacksverstärker und Süßungsmittel. Auch für Nahrungsergänzungsmittel und Proteingetränke wird es eingesetzt.
In der EU ist Glycin sowie sein Natriumsalz unter dem Namen E 640 ohne Höchstmengenbeschränkung zugelassen.
Folgende Beispiele geben einen Überblick über den natürlichen, chemisch gebundenen Glycingehalt in jeweils 100 Gramm des angegebenen Lebensmittels:
  • Rohes Schweinefleisch: 0,95 g Glycin (Gesamtprotein 21 g, davon Glycin 4,5 %)
  • Rohes Hähnchenbrustfilet: 0,95 g Glycin (Gesamtprotein 21 g, davon Glycin 4,5 %)
  • Roher Lachs: 0,95 g Glycin (Gesamtprotein 20,5 g, davon Glycin 4,7 %)
  • Ungesüßtes Gelatinepulver: 19 g Glycin (Gesamtprotein 86 g, davon Glycin 22,3 %)
  • Ei: 0,43 g Glycin (Gesamtprotein 12,5 g, davon Glycin 3,4 %)
  • Kuhmilch (3,7 % Fett): 0,07 g Glycin (Gesamtprotein 3,3 g, davon Glycin 2,1 %)
  • Walnüsse: 0,82 g Glycin (Gesamtprotein 15 g, davon Glycin 5,4 %)
  • Kürbiskerne: 1,85 g Glycin (Gesamtprotein 30 g, davon Glycin 6,1 %)
  • Weizen-Vollkornmehl: 0,55 g Glycin (Gesamtprotein 14 g, davon Glycin 4 %)
  • Ungeschälter Reis: 0,39 g Glycin (Gesamtprotein 8 g, davon Glycin 4,9 %)
  • Getrocknete Sojabohnen: 1,9 g Glycin (Gesamtprotein 36,5 g, davon Glycin 5,2 %)
  • Getrocknete Erbsen: 1,1 g Glycin (Gesamtprotein 24,5 g, davon Glycin 4,4 %)
Man taking vitamins and supplements

Glycin in der Medizin

In der Pharmaindustrie ist Glycin Bestandteil von Infusionslösungen zur parenteralen Ernährung, die Patienten über das Blutgefäßsystem mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt. Bei urologischen Operationen, die dem Ziel dienen, erkranktes Gewebe zu entfernen, wird Glycin als Spülflüssigkeit eingesetzt.
Portrait of a young woman looking at the mirror and applying blush using a brush

Glycin in der Kosmetikindustrie

In der Kosmetikindustrie wird Glycin aufgrund seiner feuchtigkeitsspendenden und hautberuhigenden Eigenschaften verschiedenen Produkten zugesetzt. Es findet Verwendung in Hautpflegeprodukten, Cremes und Lotionen. Zudem wird es als Puffer in kosmetischen Formulierungen eingesetzt, um den pH-Wert von Produkten zu stabilisieren.
Closeup of vegetable rows in greenhouse of modern industrial plantation, copy space, no people background

Glycin in der Landwirtschaft

In der Landwirtschaft wird Glycin als Chelatbildner verwendet, um die Aufnahme von Mineralien und Nährstoffen in Pflanzen zu verbessern. Es kann auch als Bestandteil von Düngemitteln dienen, um das Pflanzenwachstum zu fördern.
Beautiful hens  on white background

Glycin in der Tierernährung

Glycin ist auch ein wichtiger Bestandteil in der Tierernährung. Es wird in Tierfutterzusätzen verwendet, um die Proteinzufuhr zu erhöhen und die allgemeine Gesundheit und das Wohlbefinden von Tieren zu unterstützen.

Glycin in der Reinigungsindustrie

In der Reinigungsindustrie wird Glycin in Seifen und Waschmitteln eingesetzt, da es ein milder Reiniger ist und die Haut nicht reizt. Es kann auch zur Stabilisierung von Formulierungen und zur Verbesserung der Textur von Reinigungsprodukten beitragen.

Weitere Einsatzgebiete von Glycin

Glycin dient in der molekularbiologischen beziehungsweise biochemischen Forschung der Proteinauftrennung. Im Labor ist Glycin Bestandteil von Pufferlösungen.